Dieser Zeitabschnitt – auch als Renaissance bezeichnet – gilt als „Wiedergeburt der Antike“, in der Wissenschaft, Philosophie, Literatur und Kunst Höchstleistungen erreichen. Es ist das Zeitalter vieler wissenschaftlicher Umwälzungen, politischer und religiöser Wirren mit der Reformation (M. Luther) und der Gegenreformation (Konzil zu Trient). Es ist aber auch die Zeit der niederländischen Vokalpolyphonie mit einem weiteren Musikzentrum in Norditalien (franko-flämische Epoche). An Bedeutung halten sich weltliche (Chanson, Madrigal) und geistliche Musik (Messe, Motette) die Waage. In großem Umfang wird bereits Instrumentalmusik komponiert. Der Klangraum erweitert sich in die Tiefe, man entdeckt die Bassregion. Terzen und Sexten werden als Konsonanzen anerkannt und es entsteht das moderne Harmoniegefühl mit dem bis heute gültigen Tonika-Dominant-Kadenzempfinden. Die bedeutendsten Komponisten sind G. Dufay, J. Desprez, G. Palestrina O. di Lasso und G. Gabrieli.

Das zersplitterte Deutschland trägt kaum zur musikalischen Geschichte bei und lässt sich mit den Höchstleistungen der italienischen und französischen Musik nicht vergleichen. Allerdings wird europäisches Ansehen in der Gattung des mehrstimmigen Liedes und des protestantischen Kirchenliedes erreicht. Für letzteres spielt Martin Luther (1483-1546), der ein leidenschaftlicher Musikliebhaber und auch Komponist war, eine bedeutende Rolle. Er dichtete und komponierte und setzte den Choral in der gesamten protestantischen Kirchenmusik als Grundlage durch. Damit weckt er die im „Dornröschenschlaf“ liegende deutsche Musik, was wesentlich für die weitere Entwicklung bis hin zu J.S. Bach wurde.