Das seiner ältesten Tochter Marie zugedachte „Album für die Jugend“ op. 68 ist nicht nur ein künstlerisch, musikhistorisch und pädagogisch wertvolles Werk, sondern zugleich ein Zeugnis für das bürgerliche Selbstverständnis in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zur Entstehungszeit war das Album vom öffentlichen Konzertrepertoire ausgeschlossen, denn eine Gesamtaufführung aller darin enthaltenen 43 Stücke wäre um 1850 als absurd empfunden worden. Die ursprüngliche Idee, Musik, Bild und Text („Musikalische Haus- und Lebensregeln“) zu einem poetischen Ganzen zu verbinden, ist Ausdruck des romantischen Ideals einer Durchdringung der Künste. Leider konnte der Plan, jedes Stück mit einer Randzeichnung von Ludwig Richter zu versehen und die Lebensregeln zwischen die Kompositionen zu setzen, aus drucktechnischen und finanziellen Gründen nicht verwirklicht werden.